Minus 18 Grad Celsius auf dem Prüfstand

dti beteiligt sich an internationalem Forschungsprojekt FROSTEQ

Die renommierte niederländische Forschungsorganisation Wageningen Food & Biobased Research der Universität Wageningen hat in Form eines Public-Private-Partnership mit Förderung der niederländischen Regierung das Forschungsprojekt FROSTEQ gestartet, bei dem sich Institutionen und Unternehmen aus der gesamten Tiefkühlkette als Forschungspartner einbringen:

"FROSTEQ - An initiative aimed at harmonizing Temperature, Energy, Quality and Safety in the Frozen Food Supply Chain"

FROSTEQ soll mögliche sichere Temperaturtoleranzen über der aktuell in der EU gesetzlich vorgeschriebenen Tiefkühltemperatur von minus 18 Grad Celsius untersuchen. Geprüft werden soll, ob sich durch eine Erhöhung der Tiefkühltemperatur Energiebedarf und CO2-Emissionen reduzieren lassen, ohne dabei die Sicherheit oder Qualität der Tiefkühlprodukte zu beeinträchtigen. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren und ist Anfang April 2025 gestartet.

Wissenschaft und Praxis ziehen bei FROSTEQ an einem Strang: Das FROSTEQ-Konsortium vereint wichtige Akteure der Tiefkühl-Wertschöpfungskette und gewährleistet so praxisrelevante Ergebnisse und Akzeptanz in der Wirtschaft: Lebensmittelhersteller, Transport- und Lagerunternehmen, Hersteller von Haushaltsgeräten, Branchenorganisationen und Wissenspartner arbeiten gemeinsam zusammen, um die Ziele des Forschungsprojektes zu erreichen. Die Projektpartner sind: der deutsche Haushaltsgeräte-Hersteller BSH Hausgeräte GmbH, der internationale Verband „Global Cold Chain Alliance“ (GCCA), die dänische Unternehmensgruppe A.P. Møller - Mærsk A/S, das internationale Bündnis „Move to -15°C“, der niederländische Verband „Vereniging van Nederlandse Koelen Vrieshuizen“ (Nekovri) und das Unternehmen Nomad Foods Europe mit Sitz in Großbritannien.

Das dti koordiniert den deutschen Beitrag zu FROSTEQ und beteiligt sich gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen apetito AG, bofrost* Dienstleistungs GmbH & Co. KG, Coldsense Technologies GmbH, Conditorei Coppenrath & Wiese KG, Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG und Salomon Foodworld GmbH an dem Forschungsprojekt.

Unser Ziel dabei: die hohe Qualität von TK für alle Warengruppen sichern und Potenziale für Energieeinsparungen erkennen.

Bisher fehlen Forschungsergebnisse, die unter realen Bedingungen die Tiefkühltemperatur und ggfs. höhere Lagertemperaturen für die komplette Kategorie und entlang der gesamten Wertschöpfungskette betrachten.

Das Verständnis von sicheren Temperaturbereichen, Toleranzen und optimalen Sollwerten in der Kühlkette für Tiefkühlprodukte soll durch umfangreiche Produkttests vertieft werden.
Diese Produkttests sollen zeigen, ob höhere TK-Lagertemperaturen möglich sind, ohne dass es zu Einschränkungen bei Lebensmittelsicherheit und -qualität kommt.

Auch der Umgang der Verbraucher:innen mit Tiefkühlprodukten beim Einkauf und zu Hause sowie ihre Einstellung zu klimafreundlicheren Tiefkühltemperaturen sollen im Rahmen des Projektes untersucht werden.

Die zentrale Frage: Bei welcher einheitlichen Temperatur ist sichergestellt, dass die hohe Qualität und Sicherheit von tiefgekühlten Lebensmitteln während Transport und Lagerung ohne Abstriche gewährleistet bleiben?




FROSTEQ verbindet Wissenschaft, Branchenexpertise und Verbraucherforschung mit dem Ziel, Qualität und Nachhaltigkeit auf einen Nenner zu bringen und so einen wichtigen Beitrag zu mehr Klimaschutz zu leisten. Diese multidimensionale Zusammenarbeit stellt sicher, dass das im Rahmen von FROSTEQ gewonnene Wissen die relevanten Interessengruppen erreicht, fundierte Entscheidungen ermöglicht und die Transformation der globalen Tiefkühlbranche hin zu noch mehr Nachhaltigkeit weiter befördert.

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Pressemeldung: Minus 18 Grad auf dem Prüfstand

FAQ


  • Warum eigentlich -18 °C ?


    Seit der Erfindung der industriellen Schockfrostung vor mehr als hundert Jahren gilt der aktuelle globale Standard von minus 18 Grad Celsius für die Lagerung und den Transport von Tiefkühlprodukten.
    Die minus 18 Grad Celsius beruhen auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen des US-Naturforschers Clarence Birdseye. Der Meeresbiologe fand heraus, dass sich die Lebensmittel, wenn sie erst einmal tiefgekühlt waren, bestens bei einer Temperatur von 0 Grad Fahrenheit aufbewahren ließen. Ab 0 Grad Fahrenheit kommen die Zellaktivitäten komplett zum Stillstand, die sonst zum Verderb führen würden. Die Temperaturangabe in Fahrenheit wurde weltweit übernommen und in Grad Celsius umgerechnet: 0 Grad Fahrenheit entsprechen genau minus 18 Grad Celsius.
    Der Forscher entwickelte 1923, inspiriert von einer Expeditionsreise in die Arktis, die erste Anlage zum Schockfrosten, den späteren Plattenfroster. 1930 wurde in den USA das erste tiefgekühlte Gemüse im Einzelhandel verkauft. Die von Birdseye 1923 entwickelte industrielle Schockfrostung gehört zu den größten Innovationen in der Haltbarmachung von Lebensmitteln der Neuzeit. Bis heute gibt es keine schonendere Art der Konservierung von Lebensmitteln. Schockfrostung und Lagerung bei minus 18 Grad Celsius gewährleisten die hohe Sicherheit und einwandfreie Qualität von Tiefkühlprodukten.
  • Welche rechtliche Grundlage gibt es für die Tiefkühltemperatur?


    Rechtlich verankert ist die vorgeschriebene Tiefkühltemperatur in der „Verordnung über tiefgefrorene Lebensmittel“ (TLMV). Diese besagt, dass die vorgeschriebene Temperatur von mindestens minus 18 Grad Celsius über den gesamten Weg vom Hersteller bis in die Truhen des Lebensmittelhandels eingehalten werden muss und nur kurzfristig, bspw. beim Be- und Entladen, um maximal drei Grad nach oben abweichen darf. Um die Sicherheit von tiefgekühlten Lebensmitteln zu gewährleisten, erlauben die Vorschriften in Deutschland und der EU derzeit also keine dauerhafte Abweichung von minus 18 Grad Celsius bei Transport und Lagerung von TK-Produkten.
  • Was waren die ersten Forschungsansätze?


    Der international tätige Lebensmittelkonzern Nomad Foods, zu dem auch Iglo Deutschland gehört, Vorstandsmitglied im dti, hat zusammen mit seinem wissenschaftlichen Partner Campden BRI exemplarisch neun TK-Produkte bei einer Lagertemperatur von minus 15 Grad Celsius untersucht. 2024 wurden die Studienergebnisse veröffentlicht: Die getesteten Produkte zeigten keine signifikanten Veränderungen in der Lebensmittelqualität oder -sicherheit bei minus 15 Grad Celsius. Durch die Erhöhung um drei Grad Celsius konnte der Energieverbrauch um zehn Prozent gesenkt werden.
  • Wie engagiert sich das Deutsche Tiefkühlinstitut e. V. ?


    Die Ergebnisse der Nomad Foods-Studie haben weltweit Akteure der internationalen Tiefkühlwirtschaft entlang der Tiefkühl-Wertschöpfungskette auf den Plan gerufen, die sich für einen vertieften wissenschaftlichen Fachdialog stark machen. Das dti spielt in diesem Meinungsbildungsprozess als renommierter Branchenverband der deutschen und internationalen Tiefkühlwirtschaft eine entscheidende Rolle. Der Verband will dazu beitragen, den Diskussions- und Forschungsprozess zu fördern, um Kenntnisse über die heutige Tiefkühlkette und mögliche Optimierungspotenziale hinsichtlich Energieverbrauch und Emissionsausstoß zu gewinnen. Klar ist: Ein möglicher neuer Temperaturstandard muss für die gesamte internationale Lieferkette gelten, auch außerhalb der EU. Daher arbeitet das dti auch bei diesem Thema eng mit dem International Frozen Food Network (IFFN) zusammen, dem Netzwerk weltweit führender Tiefkühlorganisationen, darunter das dti, das American Frozen Food Institute (AFFI) und die British Frozen Food Federation (BFFF).
  • Welche Inhalte werden im Forschungsprojektes FROSTEQ untersucht ?


    • Nach einer Basisbewertung der aktuellen Situation Untersuchung der Auswirkungen möglicher neuer Tiefkühltemperaturstandards auf die Energieeffizienz entlang der Lieferkette und die potenzielle Reduzierung der CO2-Emissionen
    • Das Verständnis von sicheren Temperaturbereichen, Toleranzen und optimalen Sollwerten in der Kühlkette für Tiefkühlprodukte vertiefen, um idealerweise höhere Lagertemperaturen zu ermöglichen, ohne Einschränkungen bei Lebensmittelsicherheit und -qualität.
    • Empfehlungen zur Optimierung des Temperaturstandards in der Kühlkette für Tiefkühlprodukte erarbeiten
    • Validierte Best Practices zur Reduzierung von Energieverbrauch und Kosten für die gesamte Lieferkette zusammenstellen
    • Die Wahrnehmung der Verbraucher und der Branche hinsichtlich Temperaturanpassungen bei der Lagerung von Tiefkühlprodukten untersuchen




  • Kontakt


    Deutsches Tiefkühlinstitut e. V. (dti)
    Claudia Sommer
    Referentin Ernährung/ Außer-Haus-Verpflegung
    Reinhardtstraße 46
    10117 Berlin
    E-Mail: sommer@tiefkuehlkost.de
    Tel.: +49 30 2809362-15
    www.tiefkuehlkost.de